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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Wertetheorie existenzanalytische

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Theorie über Entstehung, Arten, Erkenntniswert und Bedeutung der Werte für die Existenz. In Anlehnung und Weiterführung der Wertephilosophie M. Schelers (Existenzanalyse) hat V. Frankl die existentiell bedeutsamen Werte formal in drei Kategorien eingeteilt: Erlebniswerte, schöpferische Werte, Einstellungswerte. Sie stellen in der Logotherapie die “Wege zum Sinn” dar (Sinnerfassungsmethode). Erlebniswerte und schöpferische Werte haben Priorität für die Existenz, Einstellungswerte wegen ihrer lebensbejahenden Haltung trotz unausweichlichem Leid (Einstellung, Lebensaffirmation) “Superiorität” (Frankl, 1987, 82).

Wert wird allgemein definiert als Grund, der zu einer Bevorzugung bzw. Zurückstellung in einer Wahl führt. Existentiell gesehen ist Wert “das, was mich angeht” (Allers), “das, woran mein Herz hängt”.

Das Werterfassen erfolgt rational (empirisch, deduktiv oder induktiv) oder – psychotherapeutisch relevanter – emotional (Wertfühlen). Die W. wurde bezüglich der Entstehung der Werte von A. Längle (1993) erweitert. Demnach sind Werte weder dem Sein vorgängig noch Derivate von Sinn (Frankl), sondern entstehen durch den Kontakt des (lebendigen) Menschen (Begegnung, Beziehung) mit dem Objekt. Als Wert wird das empfunden, was dem (vitalen und/oder geistigen) Leben förderlich ist. Existenzanalytisch stammt das Wertempfinden aus dem Gefühl und der Haltung zum Leben und wird deshalb als Grundwert bezeichnet. Wert kann damit existenzanalytisch definiert werden als jedes Erleben, dessen Inhalt mit der Haltung zum Leben konkordant ist und diese stärkt. Wertwahrnehmung geschieht über Beziehung (Nähe, Zuwendung) zum Objekt und der Wahrnehmung der dabei entstehenden Emotionen (Emotionstheorie, existenzanalytische).

Literatur

Frankl, V. E. (1987). Ärztliche Seelsorge. Frankfurt, Fischer.


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