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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Intuitive Parenting

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

elterliche Früherziehungskompetenzen, bezeichnet auf biologischer Adaptation beruhende Verhaltensanpassungen im elterlichen Kommunikationsverhalten, die mit Hilfe von Verhaltensmikroanalysen in Eltern-Kind-Interaktionen des vorsprachlichen Alters identifizierbar sind. Sie sind komplementär auf Wahrnehmungs-, Lern- und Denkfähigkeiten des Säuglings abgestimmt und werden von Eltern und anderen Bezugspersonen ohne rationale Überlegung oder bewußte Steuerung im Zwiegespräch mit dem Säugling ausgeübt. Das Verhaltensrepertoire ist universell in bezug auf Alter (von ca. drei Jahren an), Geschlecht und kulturelle Abstammung. Die Bezugspersonen des Säuglings haben die Fähigkeit, die Entwicklung seiner wichtigsten, spezifisch menschlichen Eigenschaften und Fertigkeiten (Umgang mit frei gewählten Symbolen, Verständigung mittels Sprache oder Gebärden, kulturelle Integration, innere Repräsentation und bewußtes Selbst) zu unterstützen. Die Förderung beginnt mit dem ersten Kontakt nach der Geburt und entwickelt sich phasisch mit der Entwicklung des Säuglings, betrifft zunächst die prozedurale Vorbereitung der kommunikativen und integrativen Fähigkeiten und nach dem Erscheinen der Silbenketten zunehmend das deklarative Benennen von Personen, Gegenständen oder Erlebnissen. Die Phase der frühen, überwiegend biologisch fundierten Entwicklung wird damit allmählich von einer Phase zunehmender kultureller Integration abgelöst, in der bewußte verbale Instruktionen und erzieherische Interventionen eine wachsende Rolle spielen. Universalität, unbewußte Steuerung und sehr kurze Latenzzeiten weisen auf einen genetischen Transfer der intuitiven elterlichen Kompetenzen hin, obwohl sie den Eindruck einer didaktischen Förderung wecken (intuitive elterliche Didaktik). Trotz ihres biologischen Ursprungs können die intuitiven elterlichen Kompetenzen unter Streß und kumulativer Risikobelastung, unter Überforderung durch ein exzessiv schreiendes Kind oder unter dem Einfluß psychischer Erkrankungen (Depression, Borderline) und traumatisierender Kindheitserfahrungen gehemmt werden.

Literatur

Papousek, H. & Papousek, M. (1995). Intuitive parenting. In M. H. Bornstein (ed.), Handbook of parenting. Vol. II Ecology and biology of parenting (pp. 117-136). Mawhaw, NJ: Erlbaum Associates.


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