A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Social-Influence-Therapie

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

Behandlungsmethode, die sich offen manipulativer Techniken bedient (Beeinflussung). Grundlage ist die Beobachtung, daß die Sichtweise (belief system) eines Klienten einen wichtigen Schlüssel zum Heilungserfolg darstellt, wie z.B. Plazebo-Effekte zeigen. Wichtig ist, daß der Therapeut es vermag, dem Klienten eine neue und annehmbare Alternative zu zeigen und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, diese auch anzunehmen. Das Wichtige der Perspektive ist nicht die objektive Gültigkeit, sondern ihre Nützlichkeit für den Klienten (implizite Theorien, intuitive Konzepte). Vorgegangen wird in drei Phasen: 1) Induzieren von Erwartungen – Maximieren der Plazebo-Effekte. Das Engagement des Klienten kann durch verschiedene Hürden (“Initiationsriten”) erhöht werden: Vorauswahlprogramme, Wartelisten und Wartezeiten, forced compliance u.a. Die Wirksamkeit diese Techniken wird durch die Dissonanztheorie erklärt. 2) Einfluß gewinnen – Aufbauen von Therapeutenmacht. Zwei Formen der Macht können im therapeutischen Setting wirksam werden: Expertenmacht (expert power) und Persönliche Macht (referent power). Dazu zählen darstellende Techniken: Sitzhaltung, Zuversicht einflößende tiefe Stimme, Sympathie erzeugen durch lobende Zustimmung, Ähnlichkeiten herauszustreichen, Wissen signalisieren u.a. 3) Heilungsritual – therapeutisches Ritual. Aus einem Katalog an Verfahren muß der Therapeut dasjenige auswählen, das dem Klienten am nächsten kommt: Meditation, Traumdeutung, akribische Aufzeichnung von Verhaltensverbesserungen, selektive Kommentierung von Verhaltensbesserungen, Anordnen von Verhaltensweisen u.a. Wichtig ist hier die Passung Methode–Klient und die sachkundige Durchführung des Rituals von seiten des Therapeuten. Die Techniken der Social-Influence-Therapie werden intuitiv von vielen Therapeuten verwendet; wirksamer sind sie jedoch, wenn sie gezielt eingesetzt werden. Klienten, die darauf ansprechen, sind v.a. Klienten mit gering ausgeprägten Störungsbildern bei Hysterie, Depression und Angst.

Literatur

Gillis, J. S. (1983). Social-Influence-Therapie. In R. J. Corsini (Hrsg.), Handbuch der Psychotherapie. Weinheim: Beltz.


Vorhergehender Fachbegriff im Lexikon:

Nächster Fachbegriff im Lexikon:

Psychology48.com

Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.

Psychologielexikon
Psychologie studieren

Modernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.