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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

temporale Muster

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

ein Muster von Tätigkeiten, Ereignissen oder Erlebnissen, die in einem definierten Makrozeitabschnitt (z.B. Tag, Woche, Monat, Jahr) zeitlich lokalisiert werden können, und zwar nicht nur als reale Muster (z.B. die Lage von Vorlesungen in einem Wochenstundenplan von Studierenden), sondern auch als ideale, d.h. hypothetische oder gewünschte Muster (z.B. der gewünschte zeitliche Ablauf von Aktivitäten während eines Zweiwochenurlaubs). In modernen Gesellschaften ergibt sich durch das Zusammensetzen von Zeitmustern für bestimmte Zwecke (Arbeit, Freizeit, Familie etc.) ein Muster der Aktivitätsstruktur einer Gesellschaft bzw. sozialen Gruppierung, ihrer Gestaltungs- und Veränderungspotentiale und der Lebensqualität. ”Erfolgreich realisierte”, d.h. subjektiv befriedigende temporale Muster sind Ergebnisse des Ausbalancierens externer (Zeitvorgaben durch Arbeitsorganisationen, Haushaltsstrukturen, Fahrpläne, physiologische Dispositionen etc.) und interner (individuelle Bedürfnisse und Präferenzen, innere Verpflichtungen, Gewohnheiten etc.) Zeitgeber (Zeit).

Wie Studien zeigen, werden bestimmte temporale Abfolgen von Aktivitäten positiver beurteilt als andere. So sehen etliche Studierende verschiedener Fachrichtungen eher schulähnlich organisierte, an Vormittagen liegende zeitliche Muster als ideal für ihr Studium an, für viele Personen stellt die zeitliche Reihenfolge Schwimmbadbesuch - Cafébesuch - Einkaufen eine streßfreiere als andere Kombinationen dar. (Streß). Ältere Menschen realisieren ihre Vormittage an Werktagen primär unter dem Gesichtspunkt der arbeitsbezogenen bzw. arbeitsähnlichen Aktivitäten, während die Nachmittage freizeitorientierten Aktivitäten gewidmet sind (Gerontopschologie, Freizeit, Freizeitpsychologie). Der Anwendungsbezug solcher Forschungsergebnisse liegt auf der Hand: Öffentliche Anbieter (z.B. Volkshochschulen, Universitäten, Rathäuser, Beratungsagenturen) sowie private Anbieter von Dienstleistungen (z.B. Sportzentren, Vereine, ambulante Pflegeeinrichtungen) können ihre Öffnungszeiten, Maßnahmen und Angebote zeitlich genauer und zielgruppengerechter lokalisieren; Angebotsprogramme können in ihrer zeitlichen Reihenfolge besser gestaltet werden (z.B. Urlaubs-, Bildungs- und Trainingsprogramme); zeitliche Synchronisierungsprobleme (z.B. zwischen Familienmitgliedern, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Bürgern und kommunaler Verwaltung) können erkannt und minimiert werden.

Literatur

Dollase, R., Hammerich, K. & Tokarski, W. (1999). Temporale Muster. Die ideale Reihenfolge der Tätigkeiten. Leske und Budner: Opladen.

Eberling, M. & Henckel, D. (1998). Kommunale Zeitpolitik. Veränderungen von Zeitstrukturen - Handlungsoptionen der Kommunen. Ed. Sigma: Berlin.


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