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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

sophisticated generation

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

Kurzform von "jugendlicher Generationsgestalt"; Gestalt, d.h. innerer Zusammenhang der Lebensformen, einer best. Alterskohorte, in diesem Falle der Jugend, die durch ein Vieles-vom-Leben-schon-früh-wissen bei einer zugleich theoretisierenden Haltung kennzeichenbar ist. Es ist eine erwachsene Jugend, die früh beginnt und auch das junge Erwachsenenalter umfaßt, wobei der Fokus auf der Postadoleszenz liegt. Die “sophisticated generation” nimmt eine dialogische (Herzka, 1995), d.h. Ambiguitäten ertragende, Haltung in der Postmoderne ein. Werden die Ambiguitäten nicht ausgehalten, können depressive Verstimmungen und Gefühle der Selbstentfremdung entstehen. Neben Tendenzen zur Selbstschädigung (z.B. exzessives Piercing, Drogen) sind Bulimie und Spielsucht weibliche und männliche postadoleszente Vulnerabilitätssymptome (Vulnerabilität). Die Rückbindung von theoretischem Wissen an emotionales Erleben und die sinnliche, leibliche Wahrnehmung der eigenen Handlungsfähigkeit im sozialen Kontext helfen, Selbstentfremdung vorzubeugen, und fördern eine ganzheitliche Identitätsentwicklung. Entwickelt hat sich die “sophisticated generation”: 1) aus einer Vermischung unterschiedlichster Lebenswelten und -strukturen im Zuge der Mobilität. 2) auf der Basis des humanistischen Bildungsideals mit seiner Favorisierung von Bildung, Suche nach Wahrheit (heute: Autenthizität), Wetteifer und Freiheit nach dem Vorbild der Antike. Dabei wird nicht mehr die Antike gesucht, sondern das angelsächsische Lebensgefühl, was wie damals ein europäischeres bzw. globaleres Denken fördert. 3) aus dem Wunsch, die asketische Lebensführung (i.S. Max Webers protestantischer Ethik) der Moderne durch genußvolle Elemente zu bereichern. 4) aus früheren Jugendgestalten: Waren die 80er Jahre die Zeit der polarisierten Generation mit vielen unterschiedlichen Lebensformen, ist Vielfältigkeit für die “sophisticated generation” gleichzeitig und in einer Person lebbar.

Literatur

Herzka, H.S. (1995). Die neue Kindheit (2., erw. Aufl.). Basel: Schwabe.

Thalmann-Hereth, K. (2001). Jugend zwischen Früh und Spät – die "sophisticated generation". Heidelberg und Kröning: Asanger.


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