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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Jugend

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

etwa das erste Drittel des Lebens, besonders die Zeit zwischen dem Einsetzen der Pubertät und dem Ende der Adoleszenz. Zur Jugend gehören eine Reihe von Eigenschaften, Erlebnisformen, und Verhaltensweisen, die auch losgelöst von dieser Altersstufe eine Rolle spielen können. In unserer Zeit scheint eine »jugendliche« Haltung zum Wert an sich geworden zu sein, und die Abgeklärtheit des Alters wird wenig geschätzt. Als Zeichen der Jugendlichkeit sieht man vor allem Tatendrang, Leistungsfähigkeit und die Bereitschaft zu schnellem Erfassen neuer Erfahrung und zur Anpassung an neue Umstände. Indem man Menschen auch nach der Jugend einseitig zur Jugendlichkeit nötigt, fordert man ihnen ein Verhalten ab, das ihnen nicht mehr gemäß ist. Man überfordert sie und setzt sie Mißerfolgen und Enttäuschungen aus. Man hindert sie an der Reifung und bereitet so den Schock vor, der so oft das Ausscheiden aus dem Berufsleben mit sich bringt. Das Alter kann psychisch nicht bewältigt werden, weil es plötzlich einzutreten scheint, da ja die allmähliche Anpassung versäumt worden ist. Sehr viel weniger bedenkt man die Neigung der Jugend zu Idealen und ihre Fähigkeit zu starkem inneren Erleben. Diese Züge würden die Einordnung in eine »Leistungsgesellschaft« und die Wertschätzung des wirtschaftlichen Nutzens gefährden. Stattdessen wird eine einseitig konsum und leistungsorientierte »Ju gendlichkeit« propagiert. Das Ergebnis sind Menschen, die zum Beispiel noch sehr aktiv Sport treiben und auch sonst alles mitmachen wollen, die aber längst die Fähigkeit verloren haben, sich starken Gefühlen hinzugeben und etwas Neues wirklich zu erfassenDas Jugendalter umfaßt die Zeitspanne vom Beginn der Pubertät (zwischen 11 und 14 Jahren) bis zur Mitte der zwanziger Jahre. Manchmal trennt man noch die Adoleszenz als besondere Periode ab (vom 18. bis 25. Lebensjahr). In dieser Zeit hat der Heranwachsende eine Reihe von Aufgaben zu bewältigen, die für seine spätere Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind. Seine Intelligenz erreicht bei vielen Leistungen einen Höhepunkt (im Alter zwischen 14 und 18 Jahren); die körperlichen Veränderungen setzen ein Jahr nach dem «Fettschub» der Vorpubertät mit einem Wachstumsschub und der Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale (Busen, Bart, Schambehaarung, Stimmbruch) ein und führen zu einem Höhepunkt der Körperkraft und -Schnelligkeit gegen Ende des Jugendalters (oft auch schon früher, wie das sinkende Alter der sportlichen Rekordhalter erweist). Die in unserer Gesellschaft vorherrschende Norm der geschlechtlichen Enthaltsamkeit im frühen Jugendalter führt dazu, daß fast alle männlichen und etwa die Hälfte der weiblichen Jugendlichen zur sexuellen Selbstbefriedigung finden. Die ersten geschlechtlichen Beziehungen sind häufig sehr krisenhaft, weil sie mit Konflikten einhergehen, die in Widersprüchen zwischen den elterlichen Vorschriften und den Bedürfnissen der Jugendlichen wurzeln. Sie werden häufig noch dadurch verschärft, daß der Jugendliche in zwei «Wertwelten» lebt: der seiner Familie und der seiner Altersgenossen, die zunehmenden Einfluß auf seine Entwicklung gewinnen und in ihm neue Einstellungen aufbauen. Dabei bemüht sich der Jugendliche, einen neuen, eigenen Standpunkt zu finden, der oft radikal und weltfern anmutet, aber auch Anstrengungen einschließt, die überlieferten Werte der Erwachsenen zu übernehmen, meist in einer gemilderten, «lässigen» Haltung. Erziehung, Identität, Sozialisation

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