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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Wahn

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

eine Vorstellung, die der Wirklichkeit nicht entspricht oder sie falsch deutet. Kennzeichnend für Wahnvorstellungen ist der Eindruck, daß alles um den Betroffenen her in direkter Beziehung zu ihm steht. Die Realität wird so aufgefaßt, wie sie dem Wunschdenken nach sein müßte, oder aber als Bestätigung der Ängste. Im Größen und Verfolgungswahn etwa (Paranoia) liegt eine ständige Ambivalenz zwischen Wunsch und Angst. Neben den Wahnsystemen, die als schwere seelische Krankheiten erkennbar werden (Psychosen), gibt es viele weniger auffällige Fehldeutungen der Wirklichkeit, etwa die Überwert-Ideen oder die eigentümlichen Verhaltensweisen mancher Psychopathen. Wahnvorstellungen können aber auch eine gesamte Gesellschaft erfassen (Epidemie). Nur ist dann kaum jemand da, der sie als wahnhaft erkennen könnte; wer darauf hinwiese, gälte als Ketzer. Das normale Gegenstück des Wahnes ist der Traum. Doch auch in der Verliebtheit gibt es wahnhafte Züge.Paranoia; Krankheitszustand, der durch eine Verkennung der Wirklichkeit und die Ausbildung von verfälschten Bewußtseinsinhalten gekennzeichnet ist, die durch Beweise des Gegenteils nicht widerlegt werden können. Wahngedanken und Wahnvorstellungen kann man nach ihren Inhalten einteilen (Verfolgungswahn, Größenwahn, Beziehungswahn); weiterhin unterscheidet man primären Wahn (der fast nur bei der Schizophrenie vorkommt) von sekundärem Wahn oder Erklärungswahn, bei dem Wahngedanken verwendet werden, um eine seelische Ausnahmesituation zu verarbeiten (etwa der Schuldwahn bei der Depression oder Wahnvorstellungen nach seelischen Schockerlebnissen).

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