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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Erzieher-/Lehrer-Kognitionen

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

Kognitionen, die das Handeln der Erzieher bestimmen. Das Handeln ist wesentlich davon abhängig, wie sie die Bedingungen der Erziehungssituation wahrnehmen und interpretieren (Personwahrnehmung, Lehrer-Attributionen), welche Ziele sie verfolgen (Erziehung) und wie sie die verfügbaren Informationen nutzen und bewerten. Während die empirische Forschung zunächst das unmittelbar beobachtbare Erzieher-Verhalten situationsübergreifend untersuchte (Erziehungsstile), wurde in der Folgezeit erkannt, daß das Verhalten des gleichen Lehrers in konkreten Situationen (z.B. Schulfach, didaktische Konzeption der Unterrichtsstunde, einzelne Schüler) kontextspezifisch variiert. Einflußreich waren hier vor allem die Forschungen zu impliziten Persönlichkeits- und Erziehungstheorien von Lehrern (implizite Theorien), die nachwiesen, daß sich Lehrer ein Bild von Schülern bzw. Kategorien von Schülern machen und ihr Handeln danach ausrichten. Darüber hinaus sind es insbesondere professionelles Wissen, Erwartungen, Einstellungen, Wertorientierungen, aber auch aktuelle Motive und Emotionen, die das Urteilen, Entscheiden und Handeln beeinflussen ("der Lehrer als Problemlöser"), aber nicht zuletzt auch das reaktive Verhalten des Schülers, so daß eine wechselseitige Verhaltensbeeinflussung erfolgt (transaktionaler Bezug). Hierbei spielen der soziokulturelle Bezugsrahmen (z.B. Sozialisation, Ethnie), die gegenwärtigen sozialen Beziehungen (z.B. Kollegen, Vorgesetzte) und organisatorische Rahmenbedingungen (z.B. Lehrpläne, Schulaufsicht) eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren rückten Fragen der Konfliktlösungs-Kompetenz ("Gewalt in der Schule") und der Effizienz von Erziehern/Lehrern ("Qualitätsmanagement") in den Mittelpunkt des Interesses.

Literatur

Neubauer, W. u.a. (1999). Konflikte in der Schule (5. Aufl.). Neuwied: Luchterhand.

Nickel, H. (1993). Die Lehrer-Schüler-Beziehung als transaktionaler Prozeß. In H. Nickel u.a. (Hrsg.), Psychologie der Entwicklung und Erziehung (S. 244-261). Pfaffenweiler: Centaurus.


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