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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Patientenschulungsprogramme

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

health education, sollen chronisch Kranke darin unterstützen, ihr Verhalten dahingehend zu ändern, daß es ihre Gesundheit fördert. Die Patienten sollen lernen, ihre Krankheit und die damit verbundenen Belastungen eigenverantwortlich zu bewältigen. Zunächst werden die Patienten über ihre Krankheit aufgeklärt und in der Kooperation mit einem Experten (Arzt, Psychologen) wird gemeinsam ein gesundheitsförderliches Krankheitsverständnis entwickelt. Unter “Schulung” versteht man dabei ein strukturiertes Vorgehen, das in der Regel in Patientengruppen erfolgt. Mit vorgefertigten Materialien und Übungen (Rollenspielen) sollen krankheits- und behandlungsbezogene Fertigkeiten (= Bewältigungskompetenzen) aufgebaut werden.

Die theoretischen Grundlagen der Patientenschulung entstammen der Lern-, Gesundheits- und Verhaltenspsychologie. Durch den Aufbau eines differenzierten Krankheits- und Behandlungswissens wird neues Bewältigungsverhalten (Coping) möglich; hierdurch soll ein aktives Mitwirken bei der Krankheitsbewältigung ermöglicht werden. Die Effekte solcher Patientenschulungsprogramme, die seit Anfang der 90er Jahre vor allem bei Patienten mit Asthma, Diabetes und Rheuma weit verbreitet sind, beziehen sich auf drei Bereiche: Erstens erhöht sich die Lebensqualität des Patienten, zweitens verbessert sich seine Compliance (Therapiemitarbeit) und drittens werden erhebliche Kosten im Gesundheitswesen eingespart, ohne damit die Qualität der Krankenversorgung zu beeinträchtigen.

Patientenschulungsprogramme sind verhaltenstherapeutisch orientiert und beziehen die Familie beziehungsweise Angehörige in die Maßnahmen mit ein. An den Schulungsgruppen nehmen fünf bis acht Personen teil, wobei eine Maßnahme ungefähr acht bis zehn Sitzungen umfaßt. Im Regelfall müssen solche Schulungen in bestimmten Zeitabständen wiederholt werden, um die Inhalte wieder aufzufrischen. Die Mitarbeit eines Klinischen Psychologen ist erforderlich, da auf diese Weise die psychosozialen Begleiterscheinungen einer chronischen Krankheit (z. B. Angst, Depression) optimal bewältigt werden können.

Literatur

Petermann, F. (Hrsg.). (1997). Patientenschulung und Patientenberatung (2. erw. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.


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