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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Perseveration

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

»Verharren«, die Neigung zur Wiederkehr immer wieder gleicher Gedanken und Gefühle. Das kann zu einer zwanghaften Fixierung führen, so daß man sich aus einer ewig kreisenden Vorstellungskette kaum noch befreien kann. Meist handelt es sich um einen Konflikt, für den sich keine Lösung finden läßt, ohne daß man sich zu einer Einsicht über die eigenen Grenzen und zu irgendeinem Verzicht überwindet. Oft steigert sich die Neigung zu solchem Verharren mit höherem Alter; dann liegt hinter der Perseveration ein Festhalten an früheren Lebensstadien. Aber es gibt auch Menschen, die stets zum Verharren neigen, und andere, die für die wechselnden Eindrücke empfänglich sind und ihr Verhalten entsprechend leicht wandeln. Personifikation, die Vorstellung von Kräften, Dingen oder anderen Lebewesen nach dem Muster des Menschen. Die Götter des Polytheismus sind solche Verkörperungen der Fruchtbarkeit oder des Todes, des Feuers oder des Meeres, der Gerechtigkeit oder des Schicksals. Umgekehrt nannte Spinoza ein im Grunde ganz unpersönliches Lebensprinzip noch »Gott«. Die Vermenschlichung erlaubt es uns, zu seelenlosen Mächten noch eine gefühlsmäßige Beziehung anzuknüpfen. Wir meinen, wir könnten sie so beeinflussen wie unsere Mitmenschen: das ist die psychische Grundlage schon des Animismus und letztlich jeder Magie. Wir erwarten von diesen Kräften Liebe oder auch Haß statt Gleichgültigkeit. Wir wollen sie uns verständlich machen, wie wir uns die Tiere verständlich machen wollen, wenn wir ihnen menschliche Eigenschaften und Absichten unterstellen. Im Grunde stellen wir uns alles in der Welt um uns her menschenähnlich, »anthropomorph« vor, weil wir einen anderen Gefühlsmaßstab nicht haben. Deshalb werben Organisationen aller Art für sich, indem sie sich durch Personen darstellen lassen. Das Ergebnis einer politischen Wahl wird meist weniger durch die Programme der konkurrierenden Parteien bestimmt als durch die Sympathie, die ihre Führer beim Volk gewinnen können. Man identifiziert einen Staat in einer bestimmten geschichtlichen Periode mit dem Menschen, der ihn geführt zu haben scheint, als hätten nicht noch unzählige andere als Napoleon das französische Kaiserreich und als Hitler das nationalsoziali stische Großdeutschland »gemacht«. Aber in Wahrheit denken wir bei solchen Personifikationen gar nicht mehr an die Menschen, die wir nennen, sondern an die Vorstellung, die von ihnen verbreitet worden ist, an das Image oder Imago. So kann noch ein Filmstar zur Verkörperung von Abenteuer oder Sex, von Bosheit oder Güte stilisiert werden. Solche Werbunghätte freilich keinen Erfolg ohne unsere Sehnsucht, das Unfaßbare wie ein Menschenwesen vor uns zu sehen und Gefühle daran heften zu können.

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