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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Peripheres Nervensystem

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

dient der Verbindung des in Kopf und Rücken gelegenen Zentralnervensystems mit der Peripherie unseres Körpers. Im Kopfbereich sorgen Hirnnerven für eine Verbindung mit dem Zentralnervensystem; Rumpf und Extremitäten werden durch segmental angeordnete Spinalnerven mit dem Zentralnervensystem verbunden. Das Periphere Nervensystem besteht aus einem somatischen (oder animalen) Teil, der das Zentralnervensystem mit sensorischen Informationen versorgt, und einem autonomen oder vegetativen Teil, der im wesentlichen in einen sympathischen und einen parasympathischen Teil aufgeteilt wird . Die Herausbildung des Zentralnervensystems in Kopf und Rücken erfordert den Ausbau von Verbindungen zur Peripherie des Körpers. Diese werden durch das Periphere Nervensystem geleistet. Periphere Nerven umfassen meist einen autonomen efferenten und einen somatischen afferenten Anteil.

1) Das animale Periphere Nervensystem: Der somatische (animale) Anteil des Peripheren Nervensystems liefert dem Zentralnervensystem Information über die Stellung von Muskeln und Gelenken und über physikalische oder chemische Vorgänge in der Außenwelt (z.B. Lufttemperatur). Hierbei kommt es nicht selten zu einer Verschränktheit zwischen zentral und peripher gelegenen neuralen Anteilen, wofür die 12 Hirnnerven besonders treffende Beispiele darstellen. (Zu den 12 Hirnnerven gehören z.B. der optische Nerv, der Geruchsnerv, oder die Nervi facialis und der nervus trigeminus im Gesichtsbereich.) Insgesamt betrachtet liegt das Schwergewicht des Peripheren Nervensystems jedoch auf seinem autonomen (vegetativen) Anteil.

2) Das vegetative (autonome) Nervensystem: Zellansammlungen, Ganglien genannt, die von Gehirn und Rückenmark ausgehend die inneren Organe und Drüsen innervieren, bilden das vegetative bzw. autonome Nervensystem. Transport, Resorption und Sekretion des Magen-Darmtraktes werden vom enterischen Nervensystem (Darmnervensystem), einem speziellen Teil des vegetativen Nervensystems, kontrolliert. Vegetatives Nervensystem und Zentralnervensystem sind hauptsächlich im Diencephalon (Hypothalamus) und Metencephalon (Retikulärformation) miteinander verknüpft (Zentralnervensystem). Im Hirnstamm dienen mehrere speziell viszero-efferente Kerne der Formatio reticularis als Schaltstation für bestimmte Hirnnerven. Eine weitere Verbindungsschleife führt über das Nebennierenmark, das sowohl zum autonomen Nervensystem gehört als auch stark mit dem Immunsystem verflochten ist und eine Rückmeldeschleife zum Hypothalamus unterhält. Das vegetative Nervensystem ermöglicht einen Informationsaustausch zwischen den einzelnen Organen des Körpers und gleicht Stoffwechselvorgänge unseres Körpers an Umweltbelastungen und Bedürfnisse des Individuums an. Der autonome Teil dieses Systems innerviert die glatte Muskulatur und die Drüsen unserer Eingeweide, die sich der bewußten Kontrolle weitgehend entziehen (wohingegen das zentrale, somatische Nervensystem die gestreifte Muskulatur erreicht und Reflexe und Willkürbewegungen steuert).

3) Aufbau des autonomen Nervensystems: Die zentralnervösen Schaltstellen des autonomen Nervensystems beinhalten einen sympathischen, thorako-lumbalen und einen parasympathischen Teil, der vom Hirnstamm bzw. vom Sakralmark des Rückenmarkes aus kontrolliert wird. Muskeln und Drüsen unserer Eingeweide werden weitgehend von Symphatikus und Parasympathikus gesteuert .

Aufbau des sympathischen Teils: Das sympathische und das parasympathische System unterscheiden sich nicht nur durch die zentralnervösen Strukturen, von denen sie gesteuert werden, sondern auch durch die Lokalisation ihrer Ganglien (Neuron) außerhalb des Zentralnervensystems. Die vom Brust- und Lendenmark ausgehenden Axone des sympathischen Nervensystems werden in Ganglienketten links und rechts des Rückenmarks, in den Grenzstrangganglien, umgeschaltet. Von dort aus ziehen Nervenfasern zu den inneren Organen. Im Seitenstrang des Rückenmarks befinden sich die sog. präganglionären motorischen Neurone des sympathischen Systems. Postganglionäre (vom Grenzstrangganglion ausgehende) Fasern führen zum Erfolgsorgan. Im Grenzstrangganglion, der letzten Relaisstation vor der efferenten Kontrolle von Drüsen und Muskeln, wird Information sowohl gebündelt als auch verteilt. Vom Sympathicus aus werden die glatten Muskelfasern aller Organe und vieler Drüsen erreicht. Darüber hinaus werden Fett- und Leberzellen sowie das lymphatische Gewebe angesteuert.

Aufbau des parasympathischen Teils: Im parasympathischen System gilt das gleiche Prinzip von prä- und postganglionären Zellen. Im Gegensatz zum sympathischen System ist aber ein Teil der präganglionären Axone im Hirnstamm lokalisiert und es besteht kein klar gegliedertes Grenzstrangsystem. Präganglionäre Fasern führen fast bis zum Erfolgsorgan.

4) Funktioneller Synergismus: Parasympathisches und sympathisches System wirken sowohl durch Entspannung als auch durch Kontraktion der Muskulatur auf die Zielorgane. Zwischen beiden herrscht ein funktioneller Synergismus. Prinzipiell unterstützt der sympathische Teil den Organismus bei der Energiebereitstellung. Gleichzeitig beschleunigt der Herzschlag und Blutgefäße weiten sich; umgekehrt verengen sich die Haut, Magen-Darm-Systeme und Milz versorgenden Gefäße. Die gesteigerte Aktivität bleibt somit den Organen vorbehalten, die unmittelbar aktivitätsfördernd (Herz, Lunge, Kreislauf) wirken. Durch den Sympathicus wird auch das Nebennierenmark gesteuert, das die für Gehirn und Körper notwendige Bereitstellung von Sauerstoff und Zucker sichert. Das parasympathische System dient prinzipiell der Erhaltung und Wiederherstellung der Homöostase in unserem Organismus. Es funktioniert aber keineswegs spiegelbildlich zum Sympathicus. Die postganglionären Verzweigungen des parasympathischen Systems sind weitaus weniger umfassend als die des sympathischen, die Innervation vom Zentralnervensystem ist eine andere. Im Herz-Kreislauf-System spielt der Parasympathicus die Rolle der Energiebewahrung (Verlangsamung von Herzschlag und Atmung). Als “Gegenspieler” des Sympathicus im Magen-Darm-Trakt fördert er die Darmbewegung und wirkt über die Niere unterstützend auf die Harnausscheidung. In ähnlicher Weise wird die Atemfrequenz und die Aktivität bestimmter Muskelgruppen, z.B. solcher, die die Pupillenweite bestimmen, von beiden Systemen so innerviert, daß die Erregung des einen durch eine Inhibition des anderen ausgeglichen werden kann.

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