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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Sublimierung

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

Verfeinerung, in der Tiefenpsychologie: die Ablenkung von Triebkräften der Sexualität oder der Aggression (Destruktion) von ihrem ursprünglichen Ziel des egoistischen Lustgewinns auf Leistungen, die von der Gesellschaft anerkannt werden. So darf man in mancher Arbeit aggressiv sein, aber auch im Sport, im Vollzug von Strafen, im Kriege. Partialtriebe der Sexualität wie Voyeurismus und Exhibitionismus führen zum Forscherdrang oder zur Selbstdarstellung als Kunst. Die homosexuellen Tendenzen entfernen sich von der unmittelbar sinnlichen Befriedigung, wenn sie zu Gemeinschaftsbindungen wie im Männerbund oder zu Freundschaften beitragen. Soweit sich die Libido als Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Geborgenheit verstehen läßt, kann sie sich von dem Verlangen nach Lust und Reiz weitgehend trennen und in jede andere Liebe einmünden. In dem Maß, in dem ihre Kraft in nützliche Bahnen gelenkt wird, ist sie im allgemeinen weniger zur Befriedigung der ursprünglichen Wünsche verfügbar. Die Sublimierung gestattet zwar eine Art der Befriedigung, die von den Geboten der Kultur nicht bedroht ist und sich auch mit der im Über-Ich verinnerlichten Moral verträgt, so-daß sie keine Selbstvorwürfe auslöst und von Schuldgefühlen freibleibt. Aber das Lustgefühl, das sie schenkt, ist bei weitem weniger intensiv als bei der unverwandelten Befriedigung der eigentlichen Triebwünsche. Der Grad der Sublimierung ist sehr verschieden. Oft läßt sich hinter ihr die eigentliche Triebrichtung leicht erkennen. Dann wieder kann sie bis zu einer sinnenfernen Vergeistigung ansteigen. Nicht alle Menschen sind zur Sublimierung fähig. Die Anlage dazu kann von der Erziehung gefördert oder behindert werden. Die Gabe zur Sublimierung erweitert den Zugang zu Befriedigungen und macht es leichter, die Einschränkungen der Kultur zu ertragen. Doch ein totaler Verzicht auf unmittelbare Befriedigung müßte eine Art Abkehr vom Leben bedeuten.Umlenkung von sexuellen Triebkräften auf kulturell wertvolle, gesellschaftlich anerkannte Ziele. Ein Kind, dessen Freude am Kotschmieren durch die elterlichen Verbote eingeschränkt wird, kann als Reaktionsbildung besonders (zwanghaft) sauber werden (Sauberkeits-ideologic), oder aber besonders gern mit Wasser- und Ölfarben malen. Die Möglichkeit der Sublimierung als Abwehr unerwünschter Motive ist kaum zu bestreiten, doch scheint es nicht richtig zu sein, daß alle sozial konstruktive oder künstlerische Tätigkeit auf Sublimierungen einer ursprünglich in eine andere Richtung neigenden menschlichen Triebhaftigkeit zurückzuführen ist. So beobachtet man in einer Psychotherapie häufig eine Zunahme von Kreativität und sexueller Aktivität.

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