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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

mentales Training

Autor
Autor:
Werner Eberlein

auch: interne Realisation, inneres Probehandeln, kognitives Proben, ideomotorisches Training, mental practice; hat seinen Ursprung in der Sportpsychologie und bezeichnet dort eine nicht-körperliche Trainingsmethode zur Verbesserung der Leistung und des Wettkampfverhaltens von Athleten. Mentales Training ist ein verbal gesteuertes, planmäßig wiederholtes intensives Vorstellen oder Wahrnehmen von einzuübenden Bewegungsabläufen und sportlichen Handlungen, ohne diese jedoch praktisch auszuführen. Es basiert auf dem sogenannten ideomotorischen Gesetz (ideomotorisches Prinzip), wonach allein die Wahrnehmung oder Vorstellung von Bewegungen bzw. das Visualisieren vom Anspannen und Entspannen bestimmter Muskeln zu nachweisbaren muskulären Reaktionen und Bewegungsimpulsen und -koordination führt (Carpenter-Effekt, Pendelversuch).

Mentales Training im Sport verbessert und steigert nicht nur Bewegungsabläufe (psychomotorisches Training; Psychomotorik), sondern reguliert auch das allgemeine seelisch-körperliche Befinden und optimiert vor allem die psychische Spannung und die Selbstmotivation (psychoregulatives Training). Nach Eberspächer lassen sich Subvokales Training, Verdecktes Wahrnehmungstraining und Ideomotorisches Training (Imagination der Bewegung und Versuch, die körperlichen Prozesse nachzuempfinden) als grundlegende Möglichkeiten des Mentalen Trainings unterscheiden.

Unter Anwendung meist körperlich orientierter Entspannungsverfahren (Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training) wird zunächst ein Zustand der autogenen Versenkung erzielt, um störende Gedanken zu unterbinden und motivations- sowie leistungsfördernde Kognitionen ins Gedächtnis zu rufen (Selbstinstruktionen, Selbstkommunikation). Obgleich physisches Üben zu besseren Ergebnissen führt als mentales Üben, ist die Effizienz von mentalen Trainingsformen inzwischen meta-analytisch nachgewiesen. Demnach ist Mentales Training besser als kein Training, für Männer und Frauen gleichermaßen effektiv, bei Sporterfahrenen wirksamer als bei Unerfahrenen und für “kognitive” Aufgaben effektiver als für eher “motorische” oder Kraft-Aufgaben.

Das Mentale Training beschränkt sich inzwischen nicht mehr allein auf die körperliche Leistungssteigerung von Sportlern, sondern wird als “Managementtraining” oder Coaching für Leitungs- und Führungskräfte der Wirtschaft und insbesondere auch in der Psychotherapie angewandt (Selbstinstruktionstrainings in Kombination mit Relaxationsmethoden zur Bewältigung von Streß-Situationen). Auch Kognitive Therapieansätze nehmen über die Veränderung der Gedanken und Überzeugungen einen Einfluß auf die psychische Befindlichkeit zu nehmen (therapeutischen Hausaufgaben z.B. im Rahmen einer Kognitive Therapie). Hierbei geht es vor allem um die tägliche Buchführung der beeinträchtigenden Gedanken und das Eintragen alternativer, realistischer und konstruktiver Gedanken, die in der Selbstkommunikation eintrainiert werden müssen. Die aus den Psychotherapien abgeleiteten mentalen Trainingsformen geben damit konkrete Anleitungen zur Selbsthilfe für alltägliche Problemsituationen.

Literatur

Eberspächer, H. (1990). Mentale Trainingsformen in der Praxis. Oberhaching: Sportinform.

Tönnies, S. (1994). Selbstkommunikation. Empirische Befunde zu Diagnostik und Therapie. Heidelberg: Asanger.

Tönnies, S. (1998). Mentales Training für die geistig-seelische Fitneß. Heidelberg: Asanger.


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